Vegetarismus und Veganismus in China

Als eine Deutsch-Chinesin, die in China aufgewachsen ist und in Deutschland wohnt, ist die Konfrontation mit ganz unterschiedlichen Weltanschauungen und Meinungen ein sehr alltägliches Ereignis. Durch die kulturellen und politischen Unterschiede sowie die große Distanz zwischen den zwei Ländern gibt es viele Themen, die in dem einen Land für selbstverständlich gehalten werden, aber in dem anderen Land noch auf sehr viel Unverständnis stoßen.

Eines dieser Themen ist die Meinungslage zu Vegetarismus und Veganismus. Während in Deutschland die vegetarische/vegane Lebensweise weitgehend akzeptiert wird, ist diese in China noch eine wenig verstandene Ernährungsform. Chinesische Sprichwörter wie „Wu Rou Bu Huan“ –
kein Fleisch, keine Freude – oder „Wo Ke Bushi Chisu De“ – Ich bin nicht vegetarisch, also bin ich auch kein Schwächling – zeigen die negativen Assoziationen mit diesem Thema.

Überraschenderweise hat Vegetarismus eine sehr lange Historie in China, die eng mit dem Buddhismus verbunden ist. Auch heute noch ist ein Großteil der vegetarischen Bevölkerung in China religiös und ist somit von den „New Wave“ Vegetariern zu unterscheiden, deren Motive aus transnationalen Gedanken über Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz stammen. Für die weitere Entwicklung des Vegetarismus und Veganismus in China ist es somit wichtig, auf Potenziale des chinesischen vegetarischen Markts zurückzugreifen, die für beide Gruppen ansprechend sind und die jetzige „religiöse Enge“ nicht haben. Genau das versucht das Konzept 素时 V•ERA.

素时 V•ERA – „Su Shi V•ERA“ ausgesprochen – steht für „Vegetarian/Vegan Era“ und ist ein veganes und ökologisches Restaurant + Farm Konzept in der internationalen Großstadt Shanghai mit Fokus auf Lokalität, Saisonalität und gesunder Ernährung.

Das Konzept spiegelt die Potenziale des vegetarischen Markts in China wider: Die bestehende Vielfalt an vegetarischen und veganen Gerichten in der chinesischen Küche, den Trend zu gesunder Ernährung und den Fokus auf frische, sichere Produkte mit transparenter, nachverfolgbarer Herkunft. Die Umsetzung des Konzepts findet an zwei Standorten statt: An der EATERY – dem Bio-Restaurant – wird gesunde, vegane chinesische Küche mit authentischem Geschmack angeboten. Die FARMERY ist eine lokale Bio-Farm, die täglich frische Zutaten an die EATERY liefert. Zudem ist die FARMERY auch ein Ort für Erlebnisse und Wissensaustausch. Hier können Besucher an unterschiedlichen Workshops teilnehmen und über diverse Themen, wie beispielsweise vegane Küche, ökologischer Anbau oder gesunde Ernährung, lernen.

Die Gestaltung reflektiert die Kernaspekte des Konzepts. Der Einsatz von kräftigen Farben und plakativen Illustrationen geben die Frische und Köstlichkeit der Produkte wieder. Ein nüchternes, schlichtes Design mit viel Weißraum deuten auf die Natürlichkeit und Authentizität hin. Ergänzend dazu werden zwei unterschiedliche Schriftsysteme verwendet, die die bilinguale Kommunikation in der internationalen Umgebung Shanghais ermöglichen. Das Resultat ist ein frisches, zeitgemäßes Branding, das sowohl für die chinesische vegetarische Zielgruppe, als auch für interessierte Nicht-Vegetarier ansprechend ist.